Der Mindszenty-Prozess erregte im westlichen Ausland große Aufmerksamkeit. Aus den Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien, Österreich sowie Frankreich waren Korrespondenten anwesend. Vor allem in christlich geprägten Ländern wie den USA war die Empörung über den Prozess groß.
In der Bundesrepublik wurde der Prozess, auch ohne dass eigene Korrespondenten vor Ort waren, mit großem Interesse verfolgt. Die Journalisten der Rheinischen Post und der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung berichteten relativ objektiv über das Verfahren gegen den ungarischen Primas, wobei sie durchaus kritisch den Begriff “Schauprozess” verwendeten. Zudem wurden in der Berichterstattung Reaktionen aus dem Ausland sowie deutscher Bischöfe und des Papstes erwähnt.(1)
Die Resonanz in der britischen und amerikanischen Öffentlichkeit war nicht minder groß. Neben täglichen Berichten über den Prozess wurden Stellungnahmen und Proteste von Politikern sowie kirchlichen Würdenträgern veröffentlicht. So erklärte der zwar nicht angeklagte, aber im Verfahren beschuldigte amerikanische Botschafter Selden Chapin, die Vorwürfe gegen ihn seien „nonsense and pure fantasy“(2). US-Präsident Truman bezeichnete den Prozess als schändlich und korrupt.(3) Zudem wurde über weltweite Proteste gegen die Verurteilung berichtet. Insgesamt bezog die englischsprachige Presse den Prozess stark auf den Konflikt zwischen Kirche und Staat. Es wurde daher nicht nur die kommunistische Führung kritisiert, sondern auch die Rolle Mindszentys hinterfragt.(4) Seine Verfassung sah man trotz der langen Inhaftierung als gut an.(5)
In Frankreich erfuhr der Mindszenty-Prozess eine geteilte Rezeption. Die kommunistisch orientierte Tageszeitung L´Humanité beharrte auf der Legitimität des Prozesses, während die linksliberale Le Monde seine Rechtmäßigkeit stark in Zweifel zog. Im Unterschied zur Times wurde der schlechte Zustand der Angeklagten als Beweis für vorausgegangene Foltermaßnahmen ausgelegt, durch die Geständnisse erzwungen worden wären.(6) Die L´Humanité widersprach diesen Behauptungen und betonte, dass sowohl die ungarische Bevölkerung als auch die ausländischen Journalisten im Gerichtssaal von der Schuld Mindszentys und seiner Komplizen überzeugt seien.(7)
“Mindszenty bestätigt: ‘Wurde seit meiner Verhaftung immer gut behandelt'””
In der Ausgabe der L´Humanité vom 5. Februar 1949 betonen die Autoren der kommunistischen Zeitung, dass die Geständnisse der Angeklagten nicht durch Folter erzwungen worden seien. „Der Kardinal Mindszenty bestätigt: Ich wurde seit meiner Verhaftung immer gut behandelt“, so lautet der Titel des Artikels.
Quelle: L’Humanite, 05.02.1949.
Von der Schuld der Angeklagten überzeugt
In einem Artikel vom 7. Februar 1949 schreibt die Korrespondentin der L´Humanité, Danielle Dumont, über ihre Eindrücke aus dem Gerichtssaal: „Mein Sitznachbar beugt sich zu mir und sagt: Glaubt er [Mindszenty] wirklich, dass der Prozess die Leute ergreift?“ Diese Aussage fügt sich in die Argumentation der Journalistin, dass jeder von der Schuld des Angeklagten überzeugt sei.
Quelle: L’Humanite, 07.02.1949.
“Verräter werden doch erschossen”
In einem Artikel in der L´Humanité vom 9. Februar 1949 berichtet Danielle Dumont über die Reaktion der ungarischen Bevölkerung auf die verhangene Haftstrafe gegen Mindszenty. Dabei zitiert sie die Meinung einer 17-jährigen Textilarbeiterin, die gesagt haben soll: „Ich verstehe das nicht, er ist ein Verräter und Verräter werden doch erschossen!“
Quelle: L’Humanite, 09.02.1949.
“World Protests Trial of Cardinal by Reds”
Der Prozess gegen den ungarischen Primas löste weltweite Proteste aus. Der New Yorker Kardinal Spellman bezeichnete ihn vor tausenden Gläubigen als Scheinprozess und kritisierte den atheistischen Kommunismus. Papst Pius XII. verurteilte die Inhaftierung Mindszentys. Aber auch protestantische und jüdische Würdenträger kritisierten den Prozess und riefen zu einer interreligiösen Bewegung auf. In westlichen Ländern gab es vermehrt Demonstrationen, auf denen Freiheit für den Kardinal gefordert wurde. US-Außenminister Dean Acheson verurteilte den Schuldspruch scharf und forderte eine UN-Resolution gegen Ungarn. Er erhielt dabei Unterstützung aus Großbritannien und Frankreich.
Quelle: youtube.com/Universal – International News: Mindszenty. World Protests Trial Of Cardinal By Reds, Wochenschau, Los Angeles 1949.
UNO-Resolution
Am 22. April 1949 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen eine von Bolivien angestrebte Resolution. Sie betraf die Staaten Ungarn und Bulgarien und richtete sich an die Prozesse gegen Kirchenführer, allen voran den am 8. Februar 1949 verurteilten Kardinal Mindszenty. Beschlossen wurde die Resolution mit einer Mehrheit von 34 zu 6 Stimmen, bei 11 abwesenden Mitgliedern. Dabei waren es vor allem die von der Sowjetunion abhängigen Staaten des Sozialistischen Lagers, die lautstark protestierten und der Versammlung die Kompetenz absprachen, über die Prozesse zu urteilen. Die beiden betroffenen Länder schickten trotz Einladung keine Vertreter zu der Versammlung.